Weihnachten ist ein großes Fest, bei uns sicher das größte Fest des Jahres, das zumindest fast alle ausgiebig feiern.
Weihnachten ist in seinem Ursprung ein religiöses Fest, dessen eigentliche Bedeutung hinter lieblicher Idylle und vielen schönen Krippen, Christbäumen und Englein verschwindet.
Wir feiern die Geburt eines Kindes. Man sagt es sei ein ganz besonderes Kind, ein göttliches Kind und enthebt es damit der harten Wirklichkeit der damaligen und heutigen Gesellschaft.
Eigentlich feiern wir die Geburt eines ganz normalen Kindes. Ein Großteil der Kinder dieser Welt wurde und wird in ähnlichen oder sogar viel schlimmeren Situationen geboren. Die Eltern dieses Kindes stammen aus einer unbedeutenden Provinz am Rand eines riesigen Reiches. In dieser Provinz selbst liegt Nazareth wieder ganz am Rand.
Der Vater ist Handwerker, gehört daher zur großen Menge der Armen, wenngleich nicht zu den Allerärmsten, denen die gar nichts haben, den Tagelöhnern, den Witwen, den Waisen, den Aussätzigen.
Josef und Maria sind also irgendwie solche Leute wie unsere Partner im fairen Handel. Auch die leben am Rand dieser Welt, sind arm gehören aber nicht zu den allerärmsten, den Tagelöhnern, Obdachlosen, den Opfern von Menschenhandel, den Vertriebenen, den Behinderten und Kranken, ……..
Unsere Partner haben zumindest ein Stück Land, einen Beruf, haben Partner gefunden und werden von ihrer Organisation gestützt.
Josef und Maria, die Eltern des Kindes dessen Geburt wir feiern müssen aus politischen Gründen, wegen einer vom Kaiser angeordneten Volkszählung, weg aus Nazareth, obwohl die Geburt bevorsteht. Dieses Kind lebt auch vom Anfang der Schwangerschaft an mit der Last, dass die Vaterschaft nicht geklärt ist.
Josef und Maria gehen also gezwungener Maßen nach Betlehem um sich eintragen zu lassen und sich damit auch den Steuerbehörden auszuliefern.
In vielen Hirtenspielen sehen wir, wie sie von Gasthof zu Gasthof ziehen um ein Quartier zu finden. Doch die bösen Wirte weisen sie alle ab. Sie sind eben arm, haben kein Geld und dort im Norden, von wo sie herkommen gibt es Widerstandskämpfer – es könnten also Terroristen sein? Diese Wirte handeln genauso, wie unsere Gesellschaft und die christliche Politiker Europas jene behandelt, die bei uns Schutz und Sicherheit suchen.
Das Kind kommt in einem Stall zur Welt. Bei meiner Arbeit in Bahia / Brasilien hab ich mit mehreren Frauen gesprochen, die am Feld oder im Schatten eines Baumes entbinden mussten, weil die Fahrt zum nächsten Spital zu weit (ca. 140 km) war. Viele Mütter und Kinder sterben wegen fehlender Hilfe, mangelnder hygienischer Bedingungen, weil sie kein Geld haben um eine Arzt zu zahlen, …..
Jesus er lebt von Anfang an ein ähnliches Schicksal. Die einzigen die von dieser Geburt Notiz nehmen sind Hirten, verachtete Menschen am Rande der Gesellschaft!
Bald muss diese Familie wieder fliehen, weil das Leben des Kindes bedroht ist. Diesmal weit weg, nach Ägypten, einem Land das sie nicht kennen, wo sie sich nicht auskennen, dessen Sprache, Religion und Kultur sie nicht verstehen!
- wie die Frau aus Afrika, die flieht damit ihre Tochter nicht beschnitten wird,
- wie der junge Mann der nicht zum syrischen oder afghanischen Militär will, damit er nicht auf seine Verwandten schießen muss und dem deshalb die Todesstrafe droht,
- wie der Fischer aus Westafrika, der nicht mehr leben kann, weil die großen Fischkutter aus Europa alle Fische herausholen und für ihn nichts mehr bleibt
- ……….
Dieser Jesus lebt von Anfang an das Schicksal der Armen, Verachteten und Bedrohten dieser Welt. Er sagt von sich: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ und wir glauben, dass er der Sohn Gottes ist von dem die Erlösung kommt.
Dieser Sohn Gottes ist nicht gestorben, er lebt und wir haben jederzeit die Möglichkeit ihm zu begegnen. Er ist bei direkt bei uns als Flüchtling, als Kranker, als Verzweifelter,….. und wir begegnen ihm in allen Teilen der Welt, besonders dort wo unsere Waren billigst hergestellt werden.
Wir in der Weltladenbewegung begegnen diesem Christus in Form unserer Partner in Asien, Afrika und Lateinamerika. Als Christen wissen wir, dass diese Menschen Partner für uns sind, dass wir Erlösung erfahren wenn wir auf sie hören und mit ihnen auf Augenhöhe reden.
Für mich ist deshalb die Mitarbeit im Laden ein Geschenk und eine Form von echtem Gottesdienst. Nicht ich bin Erlöser für sie, wahrscheinlich sind auch sie nicht Erlöser für mich sondern wir sind Erlöser für uns!
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